19. Gibt es Bibelverse, die sagen, dass Jesus GOTT ist?

Die meisten christlichen Bibelkundler behaupten, dass Jesus in der Bibel als "GOTT" identifiziert wird. Doch sie können nicht viele Stellen anführen, die das belegen. Im griechischen Neuen Testament ist das Wort, das mit "GOTT" übersetzt wird, theos; die Gelehrten nennen diese wenigen christologischen Stellen die "theos Texte".

Der gemäßigte trinitarische Theologe John Macquarrie gibt zu: "Es mag uns äußerst seltsam vorkommen, dass solch ein offensichtlich zentrales christliches Bekenntnis wie "Jesus Christus ist GOTT", so wenig in der Schrift nachgewiesen werden kann. Wir müssen angestrengt nach Beispielen suchen und wenn wir sie gefunden haben, dann müssen wir darüber diskutieren, was sie wirklich bedeuten." Der Trinitarier D.A. Fennema bemerkt: "Den meisten Stellen, die Jesus ‚GOTT‘ zu nennen scheinen, liegen unterschiedliche Textvarianten oder syntaktische Unklarheiten zugrunde, die beide ganz unterschiedliche Interpretationen dieser Stellen zulassen." William Barclay erklärt: "Wenn wir anfangen, die Beweise zu untersuchen, kann es passieren, dass wir in wirkliche Schwierigkeiten geraten. Die Beweise sind nicht umfassend. Aber wir werden feststellen, dass es in fast allen Stellen im Neuen Testament, in denen Jesus ‚GOTT‘ genannt zu werden scheint, entweder ein textkritisches oder ein übersetzungs-technisches Problem gibt. In fast allen Stellen müssen wir uns darüber beraten, welche der beiden Lesarten akzeptiert werden muss oder welche der beiden Übersetzungsvarianten anzuerkennen ist." Er fügt hinzu: "Eine der schwierigsten Fragen im christlichen Denken und seiner Sprache ist, ob wir Jesus so einfach und direkt ‚GOTT‘ nennen können oder nicht. Die Hauptursache für diese Schwierigkeiten liegt darin, dass das Griechisch im 1. Jahrhundert, in der Zeit, als die neutestamentlichen Schriften in der griechischen Sprache geschrieben worden sind, keine Interpunktion, keine Kleinbuchstaben (ausschließlich Unziale) und keinerlei Zwischenräume zwischen den Worten hatte. Deshalb ist es oftmals unklar, wie mit der Grammatik dieser kritischen Verse umzugehen ist. Der umstrittene Text kann nur ein kurzer Abschnitt oder nur ein einziges Wort sein. Die Frage kann auch sein, ob man ein Komma oder einen Punkt an eine bestimmte Stelle setzt oder wie ein unbestimmtes Hauptwort (ohne Artikel) zu behandeln ist. Diese grammatischen Fragestellungen sind für den Bibelleser, der kein koine ("Alltags-") Griechisch kennt, sehr komplex, wenn nicht sogar unverständlich. Diese grammatikalischen Unsicherheiten werden noch deutlicher, wenn man diese Verse in den besseren Kommentaren zu dem Neuen Testament genauer unter die Lupe nimmt.

Der Trinitarier Murray Harris erklärt: "Es ist seltsam, dass jeder dieser [diskutierten theos=GOTT] Texte … ein Interpretationsproblem der beschriebenen Art enthält; eigentlich enthalten die meisten zwei oder drei Probleme." Deshalb behauptet A.E. Harvey: "Die neutestamentlichen Schreiber … lassen keine Tendenz erkennen, dass sie Jesus Göttlichkeit zuschreiben; die wenigen scheinbaren Ausnahmen sind entweder grammatikalisch oder textlich unklar oder haben eine Erklärung, die sie … in Bezug auf den jüdischen Monotheismus in Verlegenheit bringt."

Es ist überraschend, wenn man entdeckt, dass, mit Ausnahme von vielleicht zwei dieser neutestamentlichen theos Texte, die zeitgenössischen trinitarischen Autoritäten, gleichmäßig verteilt, unterschiedlicher Meinung sind, wenn es um die bedeutenderen theos Stellen geht, die Jesus "GOTT" nennen. R.T. France führt zum Beispiel Folgendes an: "In vielen Fällen schmilzt die scheinbar direkte Zuschreibung der Gottheit auf Jesus aber im Lichte der Unsicherheit über den Text, die Zeichensetzung oder den Satzbau einfach weg und lässt uns mit keiner (oder fast keiner) eindeutig direkten Zuweisung der Gottheit auf Jesus außerhalb der Eingangs- und der Schlusserklärungen des Johannesevangeliums zurück (Joh 1,1; 1,18; 20,28)."

Trinitarier zitieren Joh 1,1c und 20,28 als die unwiderlegbaren Beweise, dass Jesus GOTT ist. Oscar Cullmann nennt sie "unbestreitbar"; Murray Harris sagt, dass sie "nicht zu leugnen" sind.

Die folgende Tabelle zeigt die neun bedeutendsten diskutierten christologischen Texte (in der Reihenfolge wie sie im NT vorkommen), die das Wort theos enthalten und weist auf die Art des Problems und das Genre hin. (Schwierigkeiten mit dem Satzbau werden hier als grammatisches Problem behandelt)

 

Bibelstelle/Text 
 Problem       
 Genre
Übersetzung
Joh. 1,1c Punktation
Grammatik
Hymnus? Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
Joh. 1,18 Text
Grammatik
Hymnus? Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.
Joh. 20,28 Grammatik Bekenntnis Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!
Röm 9,5 Punktation Lobpreis

deren die Väter sind und aus denen dem Fleisch nach der Christus ist, der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen.

2. Thess. 1,12  Grammatik  Lehre

Die Gnade unseres Gottes und Herrn Jesus Christus wird euch dazu verhelfen! (GNB)

 Tit 2,13  Grammatik  Prophetie

Indem wir die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Jesus Christus erwarten.

Hebr 1,8-9 Text AT Zitat

von dem Sohn aber: "Dein Thron, Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit …darum hat dich, Gott, dein Gott gesalbt."

2. Petr 1,1 Text Gruß

durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus

1. Joh 5,20  Grammatik  Kurzfassung 

wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.

 

Die meisten Trinitarier behaupten, dass die folgenden bedeutenden neutestamentlichen Nicht-theos Texte Jesus unausgesprochen als GOTT identifizieren würden:

Joh 5,18 Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat aufhob3, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte und sich so selbst Gott gleich machte.
Joh 8,24 Daher sagte ich euch, dass ihr in euren Sünden sterben werdet; denn wenn ihr nicht glauben werdet, dass ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben.
Joh 8,28Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und dass ich nichts von mir selbst tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, das rede ich.
Joh 8,58Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich.
Joh 10,33 Die Juden antworteten ihm: Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht, sondern wegen Lästerung, und weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst.
Phil 2,5-11 der sog. Christushymnus (er hielt es nicht wie einen Raub fest, Gott gleich zu sein...)
Kol 1,19denn es gefiel der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen...
Kol 2,9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig
1. Tim 2,5 Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus
1. Tim 3,16 Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Der offenbart worden ist im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.


Einige sagen, dass auch die folgenden nicht so bedeutenden Nicht-theos Texte dies tun würden:

Matth 1,23 "Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Emmanuel nennen", was übersetzt ist: Gott mit uns.
Matth 28,19 Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,
Mark 2,5-12 Und als Jesus ihren Glauben sah, spricht er zu dem Gelähmten: Kind, deine Sünden sind vergeben. Es saßen dort aber einige von den Schriftgelehrten und überlegten in ihren Herzen: Was redet dieser so? Er lästert. Wer kann Sünden vergeben außer einem, Gott? Und sogleich erkannte Jesus in seinem Geist, dass sie so bei sich überlegten, und spricht zu ihnen: Was überlegt ihr dies in euren Herzen? Was ist leichter? Zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind vergeben, oder zu sagen: Steh auf und nimm dein Bett auf und geh umher? Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben - spricht er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett auf und geh in dein Haus! Und er stand auf, nahm sogleich das Bett auf und ging vor allen hinaus, so dass alle außer sich gerieten und Gott verherrlichten und sagten: Niemals haben wir so etwas gesehen!
Mark 10,17-18 Und als er auf den Weg hinausging, lief einer herbei, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Lehrer, was soll ich tun, damit ich ewiges Leben erbe? Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott.

und ihre Parallelstellen

Joh 3,13 Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel als nur der, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen.
Apg 20,28Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen [Sohnes].
Gal 2,20und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, und zwar im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.
Eph 5,5 Denn dies sollt ihr wissen und erkennen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger - er ist ein Götzendiener - ein Erbteil hat in dem Reich Christi und Gottes.
1. Joh 5,7Denn drei sind es, die Zeugnis ablegen im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins (nachträgliche Einfügung, nur in wenigen ÜS vorhanden)
Off 1,8Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht der Herr, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige.

In meinem Buch "The Restitution of Jesus Christ" habe ich alle diese Texte ausführlich untersucht.