Der heruntergekommene Gott?

Geschrieben von Jürgen Laub

Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors, einem der größten Vermögensverwalter der Welt, schreibt in ideaSpektrum Spezial Nr. 5/2013 (Beihefter in ideaSpektrum Nr. 48 vom 27. November 2013) das Editorial unter der Überschrift "Unser heruntergekommener Gott".



Beim Lesen seiner Zeilen ist leider festzustellen, dass seine Analyse der "Original-Weihnachtsgeschichte nach Lukas, Kapitel 2" vielfach nicht zutreffend ist. Warum übernimmt er als Chefanalyst ungeprüft Interpretationen von "Theologen", die weit über den ursprünglichen biblischen Text hinausgehen, ohne sie anhand der Originaldaten zu verifizieren? Er zitiert den evangelischen Pfarrer Klaus Douglass, der es seiner Meinung nach "so treffend ausgedrückt" hätte, - Weihnachten wäre die Geschichte von dem "herunter gekommenen Gott".

Hans-Jörg Naumer zitiert aus dem Lukasevangelium, Kapitel 2, die Verse 9–12 und liest daraus, obwohl es gar nicht dort steht: "Dem Schöpfer der Erde wie des gesamten Universums ist es nicht peinlich, sich in Windeln gewickelt auszuliefern."

Je länger je mehr stellt sich mir die Frage, warum so viele intelligente Menschen wie er, sich so weit von den Worten der Schrift entfernen müssen? Welcher Geist leitet sie in ihrer Analyse?

Warum kommt Hans-Jörg Naumer zu dem Schluss, dass "Gott Mensch geworden ist", obwohl Lukas doch bereits schon im 1. Kapitel eindeutig geschrieben hat, dass Marias Kind "Sohn des Höchsten genannt werden wird" [und damit nicht der Höchste = GOTT ist] und dass "der HERR [Jahwe], GOTT, ihm [der "der in Windeln gewickelt" ist] "den Thron seines Vaters David geben wird" (V. 32)? Wenn der Engel Gabriel zu Maria sagt: "Heiliger Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten", dann hat das zur Folge, dass nicht der HEILIGE GOTT, sondern etwas "Heiliges" geboren werden wird, das Sohn GOTTES [und nicht Gott, der Sohn oder unser heruntergekommener Gott!] genannt werden" sollte (V. 35)!

Hans-Jörg Naumer und andere an die "Heruntergekommener Gott-Weihnachtsgeschichte" glaubende Christen sollten doch einmal genau analysieren, warum der Engel Elisabeth, Marias Verwandte, erwähnt hat: "Auch sie erwartet einen Sohn" (V. 36). Und wenn dann zu lesen ist: "Denn kein Wort, das von GOTT kommt, wird kraftlos sein" (V. 37), dann komme ich zu der Analyse, dass Marias Sohn genauso ein richtiger menschlicher Sohn [und kein heruntergekommener Gott] ist wie Elisabeths Sohn, - beide, wenn auch auf verschiedene Weise, durch ein göttliches Wunder, durch ein "Wort, das von GOTT kommt", ins Leben gerufen!

Analysiert man weiter, was Lukas im 2. Kapitel berichtet hat, dann kann man lesen, dass der Engel den Hirten nicht die erst im Laufe der Kirchengeschichte entstandene christliche Mainstream-Weihnachtsbotschaft von dem "heruntergekommenen Gott" überbracht hat; im Gegenteil, - er hat gesagt: "Denn euch ist heute ein Retter geboren, der ist Christus" (V. 11) Selbst Theologen sollten eigentlich nach dem 1. Semester wissen, dass der "Christus" kein heruntergekommener, gesalbter Gott, sondern ein von GOTT gesalbter, besonders auserwählter Mensch ist!

Jeder gewissenhafte Analyst sollte auch seine Augen nicht vor der Tatsache verschließen – auch wenn es nicht zu seiner ihm indoktrinierten Lehre passt -, dass die Menge der himmlischen Heerscharen GOTT lobten (V. 13), - den GOTT in der Höhe! (V. 14) Wo ist hier von einem "heruntergekommenen, gewindelten Gott" die Rede?

Unterzieht man der Vers 20 einer Analyse, so stellt man fest: "Die Hirten kehrten zurück" und dort "priesen und lobten sie GOTT" - den GOTT in der Höhe! Wofür? "Für alles, was sie … gesehen hatten". Hatten sie den "heruntergekommenen Gott" gesehen oder den von dem höchsten alleinigen GOTT durch ein kraftvolles Wort (V. 37) [und GOTT sprach und es ward!] gezeugten und ins Leben gerufenen Gesalbten?

"Die Hirten … priesen und lobten GOTT für alles, was sie gehört … hatten". Sie hatten die himmlischen Heerscharen gehört und ihnen geglaubt, dass die Ehre für das gerade von seiner Mutter geborene und in Windeln gewickelte menschliche Christus-Kind dem GOTT in der Höhe gebührt!

Wie will man dem GOTT in der Höhe die richtige Ehre geben, wenn man meint, dass da noch ein "heruntergekommenen Gott" war?

Maria und Joseph wussten, dass der im Mutterleib empfangene Jesus (V. 21) nicht "unser heruntergekommener Gott" war, denn "sie brachten ihn nach Jerusalem hinauf, um ihn dem HERRN darzustellen." (V. 22). Warum lassen die Christen sich den Zweifel einreden, dass dieser "HERR" der alleinige GOTT in der Höhe ist, dem die Ehre gebührt?

Simeon wusste, dass er nicht "unseren heruntergekommen Gott" in seine Arme genommen hat, sondern "den Christus des HERRN" (V. 26), denn "er lobte GOTT" [den in der Höhe] als er sprach: "Nun, HERR, entlässt DU Deinen Knecht nach Deinem Wort in Frieden; denn meine Augen haben Dein Heil gesehen, das DU bereitet hast" (V. 28-31). Warum wollen oder können Christen diesen Unterschied nicht akzeptieren?

Und wie soll das zu einem "heruntergekommenen Gott" passen, was Lukas in Vers 40 schreibt? "Unser heruntergekommener Gott? aber wuchs und erstarkte, erfüllt mit Weisheit, und GOTTES Gnade war auf IHM"? Oder in Vers 52: "Unser heruntergekommener Gott? nahm zu … an Gunst bei GOTT"?Absurd!

Ich wünschte mir, dass die Christen und ihre Chefanalysten es wie die Hirten machten: "Sie kehrten zurück [statt zu den Schafen zu den Worten der Heiligen Schrift], priesen und lobten GOTT [den allein wahren GOTT in der Höhe] für alles, was sie gehört und gesehen hatten, [dort in der Bibel] wie es ihnen gesagt worden war [in dem reinen und klaren Wort GOTTES! - und nicht in den irrenden, alles verwirrenden, über Jahrhunderte hinweg entwickelten dogmatischen Schriften und den darauf fußenden Interpretationen].