Johannes-Prolog (Joh. 1,1-18)
Geschrieben von Markus Schumacher
Der Prolog des Johannesevangeliums aus biblischer und urchristlicher Sicht.
Versuch einer Auslegung gemäß dem Verständnis der Apostel und der ersten Jünger Jesu.
Lange Zeit schon, seit ungefähr 1700 Jahren wird Johannes 1,1-3 und insbesondere Vers 14 angeführt, um zu beweisen, dass Jesus selbst 1. Gott sei und dass er 2. als das ewige Wort ins Fleisch gekommen ist. Dabei bemerkt man nicht, dass man sich bei der Auslegung und dem Verständnis in erhebliche Widersprüche verwickelt zu anderen Bibelstellen, welche ihrerseits vollkommen klar sind. So gibt es allein im NT etliche Aussagen, welche betonen, dass Gott einer ist, der Vater, und dass er der einzig wahre Gott ist.
Davon seien die deutlichsten zitiert:
Höre Israel, der Herr unser Gott, der Herr ist einer. Markus 12,29
...so ist für uns ein Gott: der Vater von welchem alle Dinge sind und zu ihm hin und ein Herr: Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn. 1.Korinther 8,6
...ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater, der über allen, durch alle und in allen ist. Epheser 4,6
Denn einer ist Gott und einer ist Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Jesus Christus. 1.Timotheus 2,5
Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott und den du gesandt hast, Jesus Christus erkennen. Johannes 17,3
Fazit: Der eine Gott ist der Vater und der Vater ist allein wahrer Gott. Jesus Christus wird auch in den direkten Aussagen stets deutlich von dem einen Gott und von dem allein wahren Gott differenziert, welcher aus dem Vater besteht und keiner anderen Person sonst.
Daher kann das Verständnis von Johannes 1, von welchen die Vertreter der Dreieinigkeit ausgehen, nicht richtig sein, denn es widerspricht dem biblischen Monotheismus, der Wahrheit, dass Gott wirklich einer ist, der Vater, ganz offensichtlich.
Zum Ursprung von Johannes 1,1-18 sollte man wissen, dass in Auszügen ein sehr ähnlicher Text in den Synagogen der Juden in Alexandrien gebetet wurde.
Bei einigen evangelikalen Unitariern hat dieser Umstand dazu geführt, die Verfasserschaft des Johannes für den Text in Frage zu stellen, und als spätere Einfügung der durch die griechische Philosophie geprägten Kirchenväter zu betrachten.
Ich selbst vertrete die Auffassung, dass Jesus Christus und die Apostel durchaus gebildete Menschen waren, auch wenn sie nur Handwerker und Fischer waren. Aber sie waren stets bemüht, die Gedanken ihrer Zeit im biblischen und geistlichen Sinn zu interpretieren. Paulus ist ein offensichtliches Beispiel dafür, wenn er auf dem Philosophenberg in Athen die Aussage eines griechischen Philosophen zitiert: In ihm leben, weben und sind wir.
Es darf von daher angenommen werden, dass Johannes um die Gebete wusste, welche in den griechisch geprägten Synagogen gebetet wurden und er Aussagen daraus als Vorlage für sein Vorwort benutzt hat. (Johannes 1,1-18)
Dennoch muss davon ausgegangen werden, dass Johannes seinen Text im biblisch-jüdischen Sinn unter der Voraussetzung, dass Gott einer ist, verstanden haben wollte, und nicht im griechisch philosophischen Sinn. Der Gedanke, das Wort als von Gott unterscheidbaren persönlichen Logos oder als 2. Person der Gottheit zu betrachten, wäre ihm nie in den Sinn gekommen.
Das Wort von Gott wurde stets als ein von Gott gesprochenes Wort angesehen, welches er den Propheten enthüllt hatte und welches sie an das Volk richteten. So ließ Gott die Propheten teilhaben an seinen Vorhaben und seinen Plänen. Das Wort gehört in jedem Fall zu Gott und kann nicht von ihm getrennt werden. Denn selbst wenn das Wort Gottes von Menschen ausgesprochen wird, gehört es immer noch zu Gott, nach dessen Plan es enthüllt und gepredigt wird. Dafür, dass mit Logos ein wirklich von Gott gegebenes, durch von ihm gesandte Menschen gesprochenes oder gepredigtes Wort gemeint ist, sollen die meisten Verse aus dem Johannesevangelium angeführt werden.
Als er nun aus den Toten auferweckt worden war, gedachten seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte und sie glaubten der Schrift und dem Wort (logo), dass Jesus gesprochen hatte. Johannes 2,22
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort (logon) hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist von dem Tod in das Leben hinübergegangen. Johannes 5,24
Ich aber habe das Zeugnis, das größer ist, als das des Johannes, denn die Werke, die der Vater mir gegeben hat, dass ich sie vollbringe, die Werke selbst zeugen von mir, dass der Vater mich gesandt hat. Der Vater, der mich gesandt hat, er hat selbst Zeugnis gegeben von mir. Ihr habt weder jemals Seine Stimme gehört, noch Seine Gestalt gesehen und ein Wort (logon) habt ihr nicht bleibend in euch. Johannes 5,36-38
Jesus sprach nun zu den Juden, die ihm geglaubt hatten: Wenn ihr in meinem Wort (logo) bleibt, so seid ihr meine rechten Jünger. Johannes 8,31
Ich weiß, dass ihr Abrahams Nachkommen seid, ihr aber sucht mich zu töten, weil mein Wort (logos) nicht Raum in euch findet. Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe, tut auch ihr nun, was ihr von eurem Vater gehört habt. Johannes 8,37-38
Warum versteht ihr meine Sprache nicht, weil ihr mein Wort (logon) nicht hören könnt. Johannes 8,43
Wahrlich, wahrlich: Ich sage euch, wenn jemand mein Wort (logon) bewahren wird, so wird er den Tod nicht sehen in Ewigkeit. Johannes 8,51
Jesus antwortete: Wenn ich mich selbst ehre, so ist meine Ehre nichts. Mein Vater ist es, der mich ehrt, von dem ihr sagt, er ist unser Gott. Und ihr habt ihn nicht erkannt, ich aber kenne ihn und wenn ich sagte, ich kenne ihn nicht, dann würde ich euch gleich sein, ein Lügner. Nun aber halte ich Sein Wort. (logon) Johannes 8,54-55
Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter! Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort (logos) Gottes erging, wie sagt ihr denn von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat, du lästerst, weil ich sagte, ich bin Gottes Sohn. Johannes 10,34-36
Obwohl er aber so viele Zeichen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn, damit das Wort (logos) des Propheten Jesaja erfüllt würde, dass er sprach: Herr, wer glaubt unserer Verkündigung und wem ist der Arm des Herrn offenbart. Johannes 12,37-38
Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, hat den der ihn richtet, das Wort (logos), das ich geredet habe, dass wird ihn richten, am letzten Tag. Denn ich habe nicht von mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll, und ich weiß, dass Sein Gebot ewiges Leben ist. Was ich nun rede, rede ich so, wie mir der Vater gesagt hat. Johannes 12,48-50
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort (logon) halten und mein Vater wird ihn lieben und wir werden Wohnung bei ihm machen. Wer mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht und das Wort (logos) ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat. Johannes 14,23-24
Ihr seid schon rein wegen des Wortes (logon) welches ich zu euch geredet habe. Johannes 15,3
Gedenkt des Wortes (logou) dass ich euch gesagt habe: der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mein Wort (logon) gehalten haben, werden sie auch das eure halten. Johannes 15,20
Aber dies geschieht, damit das Wort (logos) erfüllt würde, das in ihrem Gesetz geschrieben steht: Sie haben mich ohne Ursache gehasst. Johannes 15,25
Ich habe deinen Namen, den Menschen enthüllt, welche du mir aus der Welt gegeben hast und sie haben dein Wort (logon) bewahrt. Johannes 17,6
Ich habe ihnen dein Wort (logon) gegeben und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie ich nicht von der Welt bin. Johannes 17,14
Heilige sie durch die Wahrheit, dein Wort (logos) ist Wahrheit. Johannes 17,17
Aber nicht nur für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort (logou) an mich glauben werden. Johannes 17,20
Nun zurück zu Johannes: Was glaubte Johannes, wie dachte er und was lehrte und predigte Johannes?
Es ist davon auszugehen, dass Johannes sein Evangelium bereits im Jahre 65 verfasst hat. Etwa 35 Jahre waren nach dem Tod und der Auferweckung seines Herrn und Lehrers Jesus Christus vergangen.
Überall und auch in dem Gebiet, wo Johannes damals lebte, nämlich in der heutigen Türkei, waren Gemeinden entstanden und Johannes diente den Gemeinden unter der Leitung des Geistes Gottes. Das Anliegen von Johannes waren die Gemeinden, darüber freute er sich und er litt, wo die Gemeinden in der Gefahr standen, von der Wahrheit abzuirren. Ganz sicher sah Johannes in den Gemeinden, die Verwirklichung des Heilsplans Gottes, Gottes besondere und geliebte Schöpfung.
Das Thema von Johannes wird nicht die materielle Schöpfung gewesen sein, sondern die Tatsache, dass Gott Menschen zu neuen Geschöpfen gemacht hatte. Die Kosmologie von Sonne, Mond und Sternen wird Johannes gar nicht interessiert haben. Aber Johannes war zutiefst davon beeindruckt, was Gott zu seiner Zeit, als er das Evangelium verfasste, getan hatte. Irgendwo hatte Johannes das jüdische Synagogengebet gehört, aber er interpretierte es dennoch anders, nämlich nach dem Sinn und dem Geist der neuen Schöpfung.
Die neue Schöpfung, die Gemeinde, hat ihren Ursprung in der verkündigten Frohbotschaft des Herrn Jesus Christus, welche dann später auch von seinen Jüngern, Nachfolgern und allen berufenen Boten verkündigt wird. Diese wunderbare Nachricht beinhaltet, dass Gott seinen Sohn aus Liebe gegeben hat, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern ewiges Leben haben. Durch Jesus Christus zuerst hat Gott den Menschen Frieden verkündigen lassen.
Petrus aber tat den Mund auf und sprach: In Wahrheit begreife ich, dass Gott die Person nicht ansieht, sondern in jeder Nation ist, wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, ihm angenehm. Das Wort (logos), das er den Söhnen Israels gesandt hat, indem er Frieden verkündigte durch Jesus Christus, dieser ist aller Herr, kennt ihr, die Sache, die angefangen von Galiläa durch ganz Judäa hin geschehen ist nach der Taufe, die Johannes predigte: Jesus von Nazareth, wie Gott ihn mit heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat, der umherging und wohltat und alle heilte, die von dem Teufel überwältigt wurden. Denn Gott war mit ihm. Apostelgeschichte 10,34-38
Durch Jesus Christus hat Gott den Menschen die große Errettung predigen lassen.
Deswegen müssen wir umso mehr auf das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa am Ziel vorbei treiben. Denn wenn das durch Engel verkündete Wort (logos) fest war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam gerechte Vergeltung empfing, wie werden wir entfliehen, wenn wir eine so große Rettung missachten. Sie ist ja, nachdem sie ihren Anfang damit genommen hatte, dass sie durch den Herrn verkündigt wurde, uns gegenüber von denen bestätigt worden, die es gehört haben. Hebräer 1-3
Durch Jesus Christus hat Gott zuerst die gute und frohe Botschaft verkündigen lassen.
Und nachdem Johannes überliefert war, kam Jesus nach Galiläa und verkündete das Evangelium, die Frohbotschaft Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist Nahe gekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium. Markus 1,14-15
der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkünden, er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheit auszurufen und Blinden, dass sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit hin zu senden, auszurufen, ein angenehmes Jahr des Herrn. Lukas 4,18-19
Darum nannte der Herr Jesus seine eigene Verkündigung "mein Wort" (logon) und zwar in solchen Passagen, in welchen es um die Gabe des ewigen Lebens an Menschen und die Bewahrung desselben in Menschen geht.
Wahrlich, wahrlich ich sage euch, wer mein Wort (logon) hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen. Johannes 5,24
Wahrlich, wahrlich ich sage euch, wenn jemand mein Wort (logon) bewahren wird, so wird er den Tod nicht schmecken in Ewigkeit. Johannes 8,51
Dieses Wort hat der Herr Jesus wie ein Vermächtnis den Jüngern anvertraut und ihnen gegeben.
Ich habe ihnen Dein Wort (logon) gegeben und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie ich nicht von der Welt bin. Johannes 17,14
Das Wort des Evangeliums wurde dann von der Gemeinde nach Pfingsten verkündigt und auch diese Tatsache sah der Herr Jesus bereits voraus.
Nicht nur für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort (logou) an mich glauben werden. Johannes 17,20
Um nochmals die Bedeutung des Wortes hervorzuheben, betete der Herr Jesus:
Heilige sie durch Wahrheit, Dein Wort (logon) ist Wahrheit. Johannes 17,17
Nun sollen einige Stellen angeführt werden, aus welchen ersichtlich wird, dass die Apostel das Evangelium als das Wort verkündigten und dass dadurch Menschen zum Glauben gekommen waren.
Die nun sein Wort (logon) aufnahmen, ließen sich taufen und es wurden an jenem Tag 3000 Seelen hinzugetan. Apostelgeschichte 2,41
Viele von denen die das Wort (logos) gehört hatten wurden gläubig und die Zahl der Männer kam auf etwa 5000. Apostelgeschichte 4,4
Und nun Herr, sieh an ihre Drohungen und gib deinen Knechten dein Wort mit aller Freimütigkeit zu reden. Apostelgeschichte 4,29
Und als sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, wo sie versammelt waren und sie wurden alle mit dem heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort (logos) Gottes mit Freudigkeit. Apostelgeschichte 4,31
Es folgen einige Verse, in welchen Paulus den Begriff Wort für das Evangelium verwendete:
Denn das Wort (logos) vom Kreuz ist denen die verloren gehen Torheit, uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft. 1.Korinther 1,18
Alles aber von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat, nämlich dass Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, ihnen ihre Übertretung nicht zurechnete und in uns das Wort (logos) von der Versöhnung gelegt hat. So sind wir nun Gesandte an Christi statt, indem Gott gleichsam durch uns ermahnt, wir bitten an Christi Statt, lasst euch versöhnen mit Gott. 2.Korinther 5,18-20
In ihm (Jesus Christus) seid auch ihr, nachdem ihr das Wort (logos) der Wahrheit gehört habt, versiegelt worden mit dem heiligen Geist der Verheißung. Epheser 1,13
Tut alles ohne Murren und Zweifel, damit ihr untadelig und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes, inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr leuchtet, wie Himmelslichter in der Welt, indem ihr das Wort (logos) des Lebens festhaltet, mir als Grund zum Rühmen auf den Tag Christi, dass ich nicht vergeblich gelaufen bin, auch nicht vergeblich gearbeitet habe. Philipper 2,14-16
Wir danken dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, wenn wir für euch beten, da wir von eurem Glauben in Christus Jesus gehört haben und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, wegen der Hoffnung die für euch in den Himmeln aufbewahrt ist. Von ihr habt ihr vorher schon gehört im Wort (logo) der Wahrheit des Evangeliums, das zu euch gekommen ist, wie es auch in der ganzen Welt ist und Frucht bringt und wächst, wie auch unter euch, von dem Tag, an da ihr es gehört und die Gnade Gottes in Wahrheit erkannt habt. Kolosser 1,3-6
Im Anfang war das Wort Johannes 1,1 a
Aus den vielen Aussagen lässt sich entnehmen, dass das Wort im Anfang (im Anfang war das Wort) zuallererst von Jesus Christus und dann von den Aposteln, einschließlich des Apostels Paulus, aber auch allen anderen, verkündet wurde.
Alles wurde durch dasselbe. Johannes 1,3 a
Durch die Verkündigung des Wortes bzw. Des Evangeliums, entstand alles, nämlich neue Geschöpfe, wiedergeborene Menschen, die gesamte Gemeinde. Deswegen heißt es "alles wurde durch dasselbe".
Einschub
Es gibt einen Punkt auf den gesondert hinzuweisen ist: Man ist es gewohnt, den Text von Johannes 1,1-18 und die ständige Wiederholung des Wortes im Sinne einer substanziellen Umwandlung zu verstehen, und zwar deswegen, weil es in Johannes 1,14 heißt "und das Wort wurde Fleisch" und jeder sofort an die Geburt und Entstehung Jesu oder Menschwerdung Jesu denkt. Da nun durch das Wort alles wurde und dieses Wort bei Gott war, denken viele an zwei Personen und haben die Vorstellung, dass sich Vater und Sohn im Himmel nebeneinander befinden, oder aber sich irgendwie durchdringen.
und das Wort war bei (dem) Gott. Johannes 1,1b
Gemäß der Bibel ist aber Gott als reiner Geist überall gegenwärtig in der Weise, dass er selbst in einer freilich höheren Dimension der endlose Raum ist, in welchem sich alle Geschöpfe und alle Dinge befinden.
Die Himmel und die Himmel der Himmel als Gefäß fassen dich nicht. 1.Könige 8,27
Schon Salomo wusste also, dass die Vorstellung, Gott wohne im wörtlichen Sinn innerhalb eines himmlischen Raums, nicht stimmen kann. Salomo bezeichnet Gott nicht einmal als Gefäß. Gott ist unfassbarer Geist.
Gottes Wesen ist demnach überall gegenwärtig und dazu gehören:
Sein Bewusstsein, seine unendlichen Möglichkeiten zu Denken und zu Wirken, sein Denken, seine Gedanken, sein Wirken und sein Handeln, sein ganzes Wesen einschließlich aller seiner Charaktereigenschaften.
Die Annahmen, es könnte also neben Gott eine Person geben, oder zwei Gott-Personen würden sich gegenseitig durchdringen, sind daher falsch.
Das Wort welches bei Gott war, kann sich auch nicht auf das Bewusstsein Gottes und Seine unendlichen Möglichkeiten zu Denken, zu Wirken, und zu Handeln beziehen. Ebenso wenig kann es sich auf die gesamte Aktivität Gottes, im Sein, im Denken und im Wirken beziehen. Denn alle diese aufgezählten Faktoren gehören substanziell zur ewigen Beschaffenheit Gottes.
Natürlich wurde der Heilsplan von Gott mittels von Denken und von Gedanken entworfen. Aber Gott hört nicht auf, die Gedanken zu denken, wenn Sein Heils- und Enthüllungsplan erfüllt ist.
ein Plan kann der Vergangenheit angehören, Gottes Denken und Gottes Gedanken vergehen niemals. Dies ist zu bedenken, wenn es heißt:
und das Wort war bei Gott. Johannes 1,1b
Das Wort ist weder bei Gott, noch wird es in der Zukunft bei Gott sein. Das Wort war bei Gott. Es ist auch nicht so, dass sich die oben genannten Aspekte des Wesens Gottes (Seine unendlichen Möglichkeiten zu Denken und zu Wirken, seine Gedanken und sein Wirken) in eine andere Substanz oder Wesenheit umwandeln könnten. Gott bleibt immer was er ist. Wäre das Wort Jesus Christus, von dem die Vertreter der Dreieinigkeitslehre und der Präexistenz Jesu Christi ja annehmen, dass er ewig mit dem Vater ist, machte die Vergangenheitsform gar keinen Sinn. "Das Wort war bei Gott" im Sinne von Gottes Heilsplan und Enthüllungsplan zu deuten, ist also die einzige Möglichkeit die Aussage richtig zu verstehen.
Und Gott war das Wort. Johannes 1,1c
Ginge es da um Gottes Wesen, Seine Natur, so müsste es heißen: Und Gott ist das Wort. Aber es heißt: "Und Gott war das Wort" oder wie einige übersetzen "und das Wort war Gott." Die Worte: und Gott war das Wort sind also eher im Sinne von: und göttlich war das Wort! zu verstehen. Die Aussage "Gott war das Wort" macht nur Sinn, wenn man darunter versteht, dass der Heils- und Enthüllungsplan Gottes Charakter und Gottes Wesen zeigt. An diesem Enthüllungsplan ist Gottes Weisheit, Gottes Liebe und Gottes Herrlichkeit zu erkennen.
Dieses war im Anfang bei Gott. Johannes 1,2
Wenn Jesus Christus der anfängliche und damit erste Verkünder des Wortes (im Anfang war das Wort) gewesen ist, dann können sich die Worte nur darauf beziehen, dass Gott dem Herrn Jesus nach der Taufe und Salbung mit heiligem Geist seinen Heils- und Enthüllungsplan offenbart hat. Im Anfang, nämlich nach der Erfüllung mit heiligem Geist, erlangte der Herr Jesus Kenntnis von Gottes Heilsplan und Enthüllungsplan. Es war im Anfang bei Gott, weil es davor noch verborgen war, und zwar auch als Jesus Christus noch in Nazareth war und schon getauft war.
Alles wurde durch dasselbe und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, von dem was geworden ist. Johannes 1,3
Diese Aussage bezieht sich auf die Menschen, welche aufgrund des Wortes eine neue und damit geistliche Schöpfung geworden sind. Mit der materiellen Schöpfung an und für sich hat diese Aussage rein gar nichts zutun. Es geht hier um die Gemeinde, deren Ämter und Regierung, welche buchstäblich durch das verkündigte Wort der guten Nachricht entstanden war. Es ist zu bedenken, dass die materielle Schöpfung zwar ebenfalls von Gott geschaffen und geordnet ist, dass aber die geistliche Schöpfung ungleich viel mehr Gewicht hat. Es muss eine Schöpfung sein, die zu Gott und Seinem Wesen passt. Daher ist hier von den Menschen die Rede, deren innerer Mensch neu geworden ist und von Tag zu Tag erneuert wird. Johannes war damals, als er sein Evangelium schrieb, über 50 Jahre alt (60 nach Christus) und er hatte erlebt, wie aufgrund des Wortes neue Geschöpfe und durch das Wort innere Wirklichkeiten entstanden waren.
Versucht man nun den Inhalt der ersten 3 Verse verständlich zu machen, so könnte eine Wiedergabe etwa so lauten:
Im Anfang war das Wort des Heils, dieses war als Heilsplan bei Gott und Gott (im Sinne von göttlich) war das Wort des Heils. Dieses war im Anfang als Heilsplan bei Gott. Alles (neuer Bund, neues Volk Gottes, neue Menschen, neuer Himmel, neue Erde, neue Schöpfung) wurde aufgrund desselben und ohne dasselbe wurde nicht eines von dem was geworden ist.
In ihm (dem durch Jesus und die Apostel verkündigten Wort des Heils) war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Johannes 1,4
Das Wort war nicht nur totes äußeres Wort, sondern in dem Wort waren Gottes Leben, Sein Geist und seine wirksame Kraft, und damit Gott selbst gegenwärtig. Die frohe Botschaft besteht nicht nur in Worten, sondern in Kraft. Für die Menschen, welche sich dem Evangelium geöffnet hatten, war die gute Nachricht nicht nur ein Wort. Vielmehr hatten diese Menschen erkannt, dass in dem Wort das Leben war. Und dies war für sie das Licht woran sie sich orientierten. Auf diese Weise ging es vor, wenn Gott durch Sein Wort neue Geschöpfe hervor gebracht hatte.
Und das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht begriffen. Johannes 1,5
Obwohl Gottes lebendiges, erneuerndes und neu schaffendes Wirken in dieser Welt gesehen werden kann, hat der Geist der Verblendung und der Verstockung keinen Blick dafür. Für den Menschen in der Finsternis existiert das Licht nicht. Johannes weist hier auf den Dualismus von Licht und Finsternis hin. Das Evangelium war überall im römischen Weltreich verkündigt worden.
Nun folgt ein anderer Abschnitt, der mit Johannes dem Täufer beginnt. Dies ist zu berücksichtigen, denn von dem Wort ist erst wieder in Vers 14 die Rede.
Die Verse 6-13 bilden daher einen eingeschobenen Abschnitt.
Da war ein Mensch von Gott gesandt, sein Name Johannes. Johannes 1,6
Johannes war ein Prophet, er war ebenso von Gott gesandt worden wie die Propheten vor ihm und auch wie der weit über ihm stehende Jesus Christus.
Der Umstand, dass Johannes der Täufer gesandt wurde, beweist keinesfalls, dass Jesus Christus nicht auch ein bzw. der Gesandte Gottes ist. Es gibt schließlich viele Verse im NT, welche diese Wahrheit bestätigen.
Dieser kam zum Zeugnis, dass er zeugte von dem Licht, damit alle durch ihn glaubten. er war nicht das Licht, sondern er kam, dass er zeugte von dem Licht. Johannes 1,7-8
Wovon zeugte Johannes der Täufer? Natürlich zeugte Johannes auch von Gott.
eine Stimme ruft in der Wüste, bahnt den Weg des Herrn (JHWH). Ebnet in der Wüste eine Straße unserem Gott. Jesaja 40,3; Matthäus 3,3; Markus 1,3; Lukas 3,4;
Und du Kindlein wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden; denn du wirst vor dem Angesicht des Herrn hergehen Seine Wege zu bereiten. Lukas 1,76
Als der Herr Jesus den jungen Mann zu Nain von den Toten auferweckt hatte, sprachen die Menschen:
Alle aber ergriff Furcht und sie verherrlichten Gott und sprachen: ein großer Prophet ist unter uns erweckt worden und Gott hat Sein Volk besucht. Lukas 7,16
Petrus sprach in seiner Predigt davon, dass Gott durch Jesus Christus die Machttaten, Wunder und Zeichen bewirkt hatte.
Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus den Nazoräer, einen Mann, der von Gott euch gegenüber erwiesen worden ist, durch Machttaten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte tat, wie ihr selbst wisst. Apostelgeschichte 2,22
An anderer Stelle sprach Petrus davon, dass Gott selbst der Verkünder des ersten Evangeliums gewesen ist.
Das Wort, das er (Gott) den Söhnen Israels gesandt hat, in dem er (Gott) Frieden verkündigte durch Jesus Christus, dieser ist aller Herr. Apostelgeschichte 10,36
Dennoch erfordert es wohl der Zusammenhang in dem Licht, von welchem Johannes zeugte, Jesus Christus zu sehen. Denn der Herr Jesus wird in Johannes 8,12 ganz klar als das Licht bezeichnet.
Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern das Licht des Lebens haben. Johannes 8,12
Dafür, dass mit dem Licht der Herr Jesus Christus gemeint ist, sprechen auch der Zusammenhang und der Vergleich mit Johannes dem Täufer. Es ist wohl jedem Leser klar, dass Gott als Licht im absoluten Sinn mit keinem einzigen anderen Wesen vergleichbar ist. Ein Vergleich zwischen Johannes dem Täufer und Gott stand für Johannes und auch für die damaligen Menschen überhaupt nicht zur Debatte.
Johannes 1,9-13: Das war das wahrhaftige Licht, dass in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet. er kam in die Welt und die Welt wurde durch ihn und die Welt erkannte ihn nicht ... So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Vollmacht Gottes Kinder zu werden, denen die an seinen Namen glauben, die nicht aus Geblüt, nicht aus dem Willen des Fleisches, auch nicht aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Da, wo Jesus Christus verkündigt wurde, da kam er in diese Welt als Licht, welches gefallene und verdorbene Menschen erleuchtet. Jesus Christus kam als Licht mit dem Wort des Heils in die Welt und eine neue Welt, bestehend aus den wiedergeborenen Menschen, entstand. Und zwar dadurch, dass die Menschen den Herrn Jesus und das Wort des Heils aufnahmen. Die Welt, welche durch ihn wurde, waren die gefallenen und sündigen Menschen, welche von Gott geboren wurden. Die Welt der Verächter und Gottlosen aber hat Jesus Christus und sein Wort des Heils abgelehnt, haben ihn nicht erkannt. Wie es zur neuen Welt und zur neuen Schöpfung kam beschrieb Paulus mit den folgenden Worten:
So kennen wir nun niemand nach dem Fleisch, wenn wir Christus auch nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr so. Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. Alles aber von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat, nämlich, dass Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnete und in uns das Wort von der Versöhnung gelegt hat. 2.Korinther 5,16-19
Auch im Kolosserbrief kam Paulus auf die in und durch Christus geschaffene (neue) Schöpfung zu sprechen, die aus der neuen Ordnung und den in ihrem innersten neu gewordenen Menschen besteht.
Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes der Erstgeborene aller Schöpfung. (gemeint ist die geistliche Schöpfung, welche aus Gott ist) Denn in ihm ist alles im Himmel und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften, oder Gewalten oder Mächte, alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen; und er ist vor allem und alles besteht durch / aufgrund von ihm. Und er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde. er ist der Anfang, der Erstgeborene, aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe, denn es gefiel der ganzen Fülle in ihm zu wohnen und durch ihn alles mit sich zu versöhnen, indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes, durch ihn, sei es was auf der Erde oder was in den Himmeln ist. Kolosser 1,15-20
Ebenfalls von der neuen Schöpfung und deren Anfang ist in Offenbarung 3,14 die Rede.
Und dem Engel der Gemeinde zu Laodizäa schreibe: Dies sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes.
Die Geburt aus GOTT
Abgesehen davon gib es einige klare Stellen, wo die Geburt aus Gott als eine rein geistliche und geistige Angelegenheit betont und hervorgehoben wird. So sprach der Herr Jesus im Gespräch mit Nikodemus von der Notwendigkeit von neuem geboren zu werden.
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Johannes 3,3
Jesus antwortete und sprach: Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen. Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, was aus dem Geist geboren ist, ist Geist (bezieht sich auf den inneren Menschen). Wundere dich nicht, dass ich dir sagte, ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind weht wo er will, du hörst sein sausen, aber du weißt nicht woher er kommt und wohin er geht, so ist jeder, der aus dem Geist geboren ist. Johannes 3,5-7
In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass nach dem Griechischen die Worte "von neuem geboren" auch mit "von oben geboren" wiedergegeben werden können. Es folgen noch weitere Stellen aus dem 1. Johannesbrief.
Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren, und jeder der den liebt, der geboren hat, liebt auch den, der aus ihm geboren ist. 1.Johannes 5,1
Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt, und dies ist der Sieg der die Welt überwunden hat, unser Glaube. 1.Johannes 5,4
Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt, sondern er bewahrt sich selbst und der Böse tastet ihn nicht an. 1.Johannes 5,18
Geist ist nicht unser äußerer Mensch aus Fleisch, sondern unser innerer Mensch, von welchem auch Paulus in seinem Epheserbrief schrieb.
Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, von dem jede Vaterschaft im Himmel und auf Erden benannt wird. er gebe euch nach dem Reichtum Seiner Herrlichkeit mit Kraft gestärkt zu werden, durch seinen Geist an dem inneren Menschen. Epheser 3,14-15
...dass ihr, was den früheren Lebenswandel betrifft, den alten Menschen ausgezogen habt, der sich durch die betrügerischen Begierden zugrunde richtete und dagegen erneuert werdet in dem (innersten) Geist eurer Gesinnung und den neuen Menschen angezogen habt, der nach Gott geschaffen ist, in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit. Epheser 4,22-24
Es ist der innere oder innerste Kern des Menschen, welcher aus Gott ist, der sozusagen wie eine winzige Zelle vorhanden ist, welche aber nicht wachsen kann, weil der Mensch dieses Innere durch die Sünde abgetötet und erstickt hat. Gott ist Geist und er hat in jedem menschlichen und himmlischen Geschöpf eine geistige Urbeschaffenheit, einen geistigen Keim oder Kern, erzeugt.
Weil Gott in Seinem ganzen Wesen aus reinem Geist besteht, und weil er aus diesem Grund wiederum grenzenlos gegenwärtig ist, vermag er auf der ganzen Erde, theoretisch im ganzen Universum, geistlich Tote, Geist-Geschöpfe zur Geburt und zum Leben zu bringen, Gott hat dies ab dem Zeitpunkt der Offenbarung des Messias und des durch ihn geöffneten Zugangs getan und wird dies auch weiterhin beständig tun. Gott sei dafür in alle Ewigkeit gedankt und gepriesen.
Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines eingeborenen Sohnes von dem Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes 1,14
Es war Gottes fester Wille und Sein unabwendbarer Heilsplan Seine eigene Herrlichkeit zu enthüllen. Die Herrlichkeit Gottes ist: Seine LIEBE, Seine GÜTE, Seine BARMHERZIGKEIT, Seine SANFTMUT, Seine DEMUT, Seine GEDULD und Seine WÜRDE. Der Heilsplan war, solange wie er noch nur in und bei Gott existierte, zunächst eine rein geistige Größe. Als der Herr Jesus nach seiner Taufe und der Erfüllung mit dem Geist Gottes in liebendem Gehorsam den Willen Gottes tat und sich am Ende selbst für die sündige Menschheit dahingab, da wurde das Wort Fleisch. Denn der Wille Gottes und der liebende Gehorsam, die Darstellung von Gottes eigenem Wesen, wurden von einem Menschen vollbracht, dessen Beschaffenheit und Natur vom Grundsatz her Fleisch war. Aber der Herr Jesus war mit der Herrlichkeit des Wortes und daher mit der Herrlichkeit Gottes bekleidet. Aus diesem Grunde die Aussage: wir haben Seine Herrlichkeit (die Herrlichkeit des Wortes, welches Fleisch geworden war) angeschaut, als die Herrlichkeit eines eingeborenen Sohnes von dem Vater. Obwohl der Kern der Herrlichkeit des Wortes rein geistiger Natur war, erfolgte die Enthüllung und Darstellung unter den Menschen durch die praktische Umsetzung mittels einen Körpers, welcher die Beschaffenheit des Fleisches hatte. In dem der Herr Jesus den Willen Seines Gottes und Vaters umsetzte und lebte, wurde also das Wort Fleisch. Zu bedenken ist, dass es um die Herrlichkeit geht, welche die Jünger mit ihren geistlichen Augen geschaut haben. Sie waren etwa 3 Jahre mit Jesus zusammen und erlebten einen Menschen voller Liebe, Güte, Barmherzigkeit, Demut, Sanftmut, Geduld und Würde, einen Menschen der sich für sie hingab und sich opferte bis zum Tod am Kreuz.
Johannes zeugte von ihm und sprach: der nach mir kommt ist vor mir gewesen denn er war vor mir gewesen. Johannes 1,15
Als Johannes der Täufer seinen Nachfolger ankündigte, machte er unter anderem die oben zitierte Aussage.
Dieser Text scheint auszusagen, dass Jesus vor Johannes gewesen ist. Von den meisten Auslegern wird dies denn auch so verstanden, dass Johannes hier eine Aussage über die Präexistenz Jesu gemacht hat. Also in dem Sinne von: denn er war zeitlich vor mir.
Das Problem dieser Übersetzung liegt darin, dass sie einmal eine Aussage über den Rang und dann eine Aussage über die Zeit zu enthalten scheint. Der Zusammenhang und die Logik verlangen aber, dass sich beide Aussagen entweder auf die Zeit, oder aber beide Aussagen auf den Rang beziehen. Sonst bleibt die Aussage ohne Sinn. Diesen Sachverhalt haben einige Übersetzer erkannt und übersetzen von daher.
...der nach mir kommt, ist vor mir geworden, denn er war eher als ich. Johannes 1,15
Was die Existenz von Johannes dem Täufer betrifft, so wird kein Ausleger, der an eine Präexistenz Jesu glaubt, bezweifeln, dass Johannes tatsächlich im Leib der Elisabeth gezeugt worden ist, von ihr getragen und von ihr geboren worden ist.
In ähnlicher Weise ist aber auch Jesus im Leib der Maria gezeugt worden und von ihr getragen und geboren worden. Bezüglich des Altersunterschieds zwischen Johannes und Jesus lehrt das NT aber, dass Johannes mindestens 6 Monate älter als Jesus war.
Im sechsten Monat (der Schwangerschaft Elisabeths) aber wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt von Galiläa mit Namen Nazareth gesandt. Lukas 1,26
Und siehe Elisabeth, deine Verwandte, auch sie erwartet einen Sohn in ihrem Alter, und dies ist der sechste Monat bei ihr, die unfruchtbar genannt war. Lukas 2,36
Wenn Jesus nun nach den Worten des Täufers aber eher bzw. vor gewesen sein sollte, dann ergibt sich das Problem, dass es sich bei Jesus und Johannes um zwei Personen handelt, die man gar nicht miteinander vergleichen kann. Im Falle von Jesus würde es sich um ein himmlisches Wesen handeln, im Falle von Johannes dem Täufer um einen reinen Menschen.
Zwischen einem himmlischen Wesen und einem Menschen gibt es aber kein Vergleich. Man muss entweder himmlische Wesen miteinander vergleichen oder aber man muss Menschen miteinander vergleichen.
Dementsprechend sollte Johannes 1,15 nicht nur die Präexistenz von Jesus, sondern auch die Präexistenz von Johannes lehren. Wie aber schon erwähnt, glaubt niemand, dass Johannes der Täufer Präexistenz hatte.
Somit stellt sich die Frage, ob es eine Möglichkeit gibt, dass Johannes Präexistenz gehabt haben könnte?
Den jüdischen Lehrern galten alle Dinge und Personen als vorweltlich, und zwar in dem Sinne, dass sie in den Gedanken und in der Vorsehung Gottes existierten. Die jüdischen Lehrer glaubten auch, dass der Messias (der Gesalbte) vor allen anderen Dingen und Personen in den Gedanken Gottes aufgestiegen war. Somit muss also Jesus Christus vor Johannes dem Täufer gewesen sein und zwar in der Erwählung und Vorsehung Gottes.
In diesem Fall gibt es aber noch die Schwierigkeit damit, dass Johannes von Jesus als dem nach ihm Kommenden gesprochen hat. Wenn man eine Aussage darüber macht, dass jemand nachher kommt und sagt, dass dieser vorher gewesen ist, so klingt dies nicht sinnvoll. Man hat wieder das Problem der Verwirrung auch wegen des Volkes, welches die Rede von Johannes hörte.
Eine Lösung für das Problem gibt es nur, wenn es bei der Aussage von Johannes über Jesus ausschließlich um den Rang ging. Dieses Verständnis wird durch andere Aussagen, welche Johannes über Jesus gemacht hat, bestätigt:
Ich zwar taufe euch mit Wasser zur Buße, der aber nach mir kommt ist stärker als ich, dessen Sandalen zu tragen ich nicht würdig bin., er wird euch mit heiligem Geist und mit Feuer taufen. Matthäus 3,11
Und er predigte und sagte: Nach mir kommt der, der stärker ist als ich. Ich bin nicht würdig ihm gebückt den Riemen seiner Sandalen zu lösen. Markus 1,7
Ich zwar taufe euch mit Wasser, es kommt aber ein Stärkerer als ich und ich bin nicht würdig ihm den Riemen der Sandalen zu lösen, er wird euch mit heiligem Geist taufen. Lukas 1,16
An dieser Stelle seien die beiden Worte genannt, welche der Täufer in Johannes 1,15 und 1,30 benutzte: emprosthen und protos. Beide Worte können den Rang und die Position von einer Sache oder einer Person vor anderen bezeichnen. So kann emprosthen die folgenden Bedeutungen haben: Vorrang, voraus, voran und vorn. Protos aber kann die nachstehend erwähnten Bedeutungen haben: Haupt, Oberer oberster, erster, in Bezug auf den Rang, zuerst, erst, als erstes und vornehmlich. Also ist die folgende Übersetzung von Johannes 1,15 und 1,30 möglich:
der nach mir Kommende hat den Vorrang vor mir, denn er war mein/ mir Haupt / Oberer.
Als Messias und Gesalbter war Jesus eindeutig das Haupt des Johannes, für den Johannes lediglich eine Dienstleistung zu vollbringen hatte.
Ein weiterer Aspekt dessen, warum Johannes Jesus sein Haupt oder seinen Oberen nannte, mag darin liegen, dass Johannes sich schon immer an dem tadellosen und vorbildlichen Charakter Jesu und an seiner schon früh vorhandenen Weisheit orientiert hatte. Man kann davon ausgehen, dass sich Jesus und Johannes schon näher kannten. So war Maria, die Mutter Jesu mit Elisabeth, der Mutter des Johannes verwandt.
Und siehe Elisabeth, deine Verwandte, auch sie erwartet einen Sohn in ihrem Alter und dies ist der sechste Monat bei ihr, die unfruchtbar genannt war. Lukas 1,36
Einige Zeit später besuchte Maria ihre Verwandte Elisabeth:
Und sie kam in das Haus des Zacharias und begrüßte die Elisabeth. Lukas 1,40
Man kann sogar annehmen, dass die Eltern von Johannes nach der Geburt ihres Sohnes nicht mehr so lange lebten, weil sie schon sehr alt waren. Es könnte daher sogar sein, dass Joseph und Maria Johannes zu sich nahmen und dass er zusammen mit Jesus aufgewachsen ist. Abgesehen davon dürfte Johannes, ähnlich wie Jesus, etwa 30 Jahre alt gewesen sein, als er seinen Dienst begann.
Jedenfalls hatte Johannes genug Zeit, den Vorrang und die Hauptstellung Jesu zu erkennen. Die Aussage von Johannes über Jesus, dass er ihn nicht kannte, ist so zu verstehen, dass Johannes nicht wusste, dass Jesus der Messias war. Sie bedeutet nicht, dass Jesus und Johannes sich nicht kannten.
Dagegen spricht schon die Tatsache, dass sie Verwandte waren und dass in der damaligen Zeit und noch heute Verwandte im Orient sehr eng zusammenhielten.
Fazit: Jesus ist vor Johannes, aber im Rang, der Stellung und dem vorbildlichen Leben, nicht aber der Zeit nach. Dass der Herr Jesus den Täufer in der vorher genannten Weise übertraf, wird aus den folgenden Versen deutlich
Denn von seiner Fülle, haben wir alle genommen Gnade um Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Moses gegeben, die Gnade und Wahrheit aber ist durch Jesus Christus gegeben. Johannes 1,16-17
Bereits während der Zeit, als sie mit dem Herrn Jesus unterwegs waren, hatten die Jünger aus der Fülle des Herrn Jesus genommen. Verstanden haben sie diese Tatsache aber erst richtig, als der Herr Jesus von Gott auferweckt und verherrlicht worden war. Erst ab dem Zeitpunkt der Erfüllung von Gottes Verheißung zu Pfingsten haben die Jünger nach und nach erkannt, dass die Gnade und Wahrheit, also die vollkommene Erfüllung des Gesetzes, in Christus Jesus gegeben war. Vorher konnte von einer Erkenntnis dieser Wahrheit von Seiten der Jünger gar nicht die Rede sein. Das Verständnis, dass die Gnade und Wahrheit durch Jesus Christus gegeben war, reifte erst nach und nach und es wurde den Aposteln offenbar.
Niemand hat Gott jemals gesehen, der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgetan. Johannes 1,18
Gott ist unfassbarer Geist, woraus sich automatisch ergibt, dass er nicht mit den physischen Augen erblickt und geschaut werden kann. Die eigentliche Realität Gottes war den Menschen in der Zeit des alten Bundes verborgen. Den geistleiblichen Status eines Erstgeborenen Sohnes, im Schoß des Vaters hatte aber Jesus Christus erst nach seiner Verherrlichung erhalten. Erst ab diesem Zeitpunkt befand er sich als eingeborener Sohn substanziell gesehen in Gottes Schoß, in seinem Inneren. Zu bedenken ist, dass Johannes etwa im Jahre 65 schrieb, dass der eingeborene Sohn im Schoß des Vaters ist, nicht war oder wieder sein wird. Dieser Sohn hat zu der Zeit, als er einst auf der Erde war, den Jüngern den Vater bzw. Gott kundgetan, und zwar jenen unfassbaren und unsichtbaren Gott, von welchem im AT nur mittels von Erscheinungen, Bildern und Visionen die Rede sein konnte.
Fazit:
Johannes gibt in seinem Prolog einen Gesamtüberblick darüber, wie es zur Gemeinde Jesu Christi gekommen ist, wie die neue Schöpfung geworden ist. Johannes beginnt daher mit Gottes Heilsplan, welcher zuerst in der Verkündigung und dem Leben Jesu realisiert wurde. Johannes erwähnt die neue Schöpfung, also die neue Menschheit, mehrfach und weist darauf hin, wie die Welt neuer Menschen, welche Jesus Christus angenommen hatten, aus Gott geboren worden waren. Gottes eingeborener Sohn befindet sich, weil sich alles erfüllt hat und Gott seinen Sohn verherrlicht hat, im Schoß Gottes, also im Innersten der Gegenwart Gottes, eingehüllt von Seiner grenzenlosen Liebe.