Nur ein paar Gedanken
Anthony Buzzard; Focus on the Kingdom Januar 2015
Angenommen, du zeigst auf einen Stuhl und sagst zu deinem zweijährigen Kind: "Das ist ein Stuhl." Dann zeigst du auf einen anderen Stuhl und sagst: "Das ist auch ein Stuhl." Dann erklärst du deinem Kind: "Diese beiden Stühle ergeben dann einen Stuhl." Mit dieser Aussage wirst du Stress und Verwirrung erzeugen! Du bringst die innere Sicherheit deines Kindes durcheinander! Du gibst mit dieser Aussage ganz offensichtlich Unsinn von dir.
Leider werden Menschen in den christlichen Kirchen der gleichen Verwirrung ausgesetzt. In dem Titel eines Artikels der Siebenten-Tags-Adventisten (mehrere Millionen Mitglieder) hieß es: "1+1+1=1"; der Grundpfeiler unserer Theologie." Auch diese Aussage stiftet Verwirrung. Sie ergibt keinen Sinn, d.h. sie ist "Unsinn." Irgendwie kann man in den Kirchen und Gemeinden mit Unsinn im Namen der "Religion" oder im Namen eines "Geheimnisses" ungestraft davonkommen! Ist es aber in Ordnung und aufrichtig, von einem Geheimnis zu sprechen, wenn man in Wirklichkeit Irreführung meint?
Was ist mit den Millionen von Kirchenmitgliedern, die auch in der vergangenen Weihnachtszeit wieder in den von ihnen vorgetragenen Liedern erklärten, dass sie glauben, dass der Sohn GOTTES, Jesus, "gezeugt, aber nicht geschaffen" wurde? Wenn du sie einzeln fragen würdest, was sie damit meinen (du kannst dieses Experiment ja einmal behutsam machen), würdest du dann eine klare und eindeutige Antwort bekommen? Ist es von Bedeutung, dass wir verstehen, was wir sagen, wenn wir vor GOTT und Menschen Erklärungen abgeben? Ich glaube ja. Wird es GOTT und Jesus gefallen, wenn wir in unseren feierlichsten Momenten Worte aus unserem Mund und Verstand herauskommen lassen, für die wir keine vernünftige Erklärung geben können – wie z.B. "gezeugt, nicht geschaffen"? Was soll an dieser Aussage besser sein, als bei der Erklärung, dass ein Gegenstand "handgemacht, aber nicht von Hand gemacht" ist? (aus: Trinity and Incarnation: In Search of Contemporary Orthodoxy," Ex Auditu, 1991, p. 83.)
Ist es Nächstenliebe, wenn du deinem Nachbarn mit einer unsinnigen Aussage über ihn schadest? Ist es fair, jemandem eine Vorstellung aufzuoktroyieren, die nach den allgemein anerkannten Sprachregeln keinen Sinn ergibt? Die "höchste" Definition Gottes, der offizielle Glaube der Kirche besagt: "Der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott und der Heilige Geist ist Gott; und diese sind ein Gott."
Dr. Collin Brown vom Fuller Seminar, bekannt durch seine langjährige Arbeit über Fragen des biblischen Verständnisses, sagt Folgendes: "Praktisch gesehen, lösen Christen das trinitarische Problem auf zwei verschiedene Weisen. Die eine ist, … das Nachdenken darüber, soweit es geht, hinauszuschieben.[!] Der andere Weg, sich mit der Dreieinigkeit zu beschäftigen, ist Tritheismus zu praktizieren, ohne es so zu nennen. So werden Vater, Sohn und Heiliger Geist als drei verschiedene Gottheiten angebetet und ihnen verschiedene Funktionen zugewiesen.
Die furchtbare Kompliziertheit der späteren, in nachbiblischer Zeit entstandenen, offiziellen Glaubensbekenntnisse, führte zu einer Abkehr von den ursprünglichen Lehren Jesu und der Apostel. Diese Bekenntnisse wurden in extremen und aufreibenden Auseinandersetzungen ausgearbeitet und dann mit aus der griechischen Philosophie stammenden Begriffen ("Hypostasen", "Wesen", "zwei Naturen", "ewige Zeugung") den ahnungslosen Kirchenmitgliedern auferlegt. Der gewöhnliche Bibelleser kann bis zum heutigen Tag nicht erklären, was diese Glaubensbekenntnisse bedeuten. Aber sie sind durch eine über eine lange Zeit lieb gewonnene Tradition verpflichtet, sie hinzunehmen, während andere Sichtweisen als "häretisch" oder sektiererisch eingestuft werden. Zu einer unabhängigen Untersuchung der zentralen Lehren wird selten ermutigt.
Ein führender methodistischer Bibelschullehrer und Theologe lag nicht falsch, als er mir berichtete, dass "die Griechen das Konzept der rechtmäßigen Stellvertreterschaft Jesu hin zu einer seinsmäßigen Identität verfälschten, indem sie eine widersprüchliche Reihe von Glaubensbekenntnissen und Lehren schufen, um für spätere Generationen von Christen Verwirrung und Erschrecken herbeizuführen." Mit anderen Worten: Dieser Gott wurde mit griechisch-philosophischen Begriffen als ein "Wesen" definiert, das aus drei Personen besteht. Es stellt sich aber die Frage, ob Jesus an solch einer Sprache, die so fremd für seine eigene hebräische Sichtweise und sein im Alten Testament liegendes hebräisches Erbe war, das geringste Interesse hatte? (aus: Dr. G.W. Buchanan, correspondence, 1994)
Die Leser sollten einmal aufmerksam und sorgfältig über diese fundamentale Verwirrung nachdenken, die die Kirchen nicht lange nach dem Tod der Apostel überrollte. Dr. James Dunn sagt:
"In den Jahrhunderten, die dem NT folgten, wurde das Spannungsverhältnis zwischen dem "Herr"-sein Jesu und der Einheit GOTTES zu dem zentralen Problem der Theologie. Und bis zum heutigen Tag bleibt dies das größte Hindernis im christlich-jüdischen und christlich-muslimischen Dialog. Zu einem großen Teil ist dies auch das grundlegende Problem, das vieles in der modernen christlichen Theologie kennzeichnet: Wie muss man heute über GOTT und Jesus sprechen?"
Warum müssen die "Theologie" und damit Glaubensfragen so oft "ein Problem" sein und die Ursache für "Spannungen"? Die Bibel hat eine sehr einfache Definition für GOTT. ER ist ein einzelnes göttliches Selbst, eine einzelne Person. ER ist "der GOTT und Vater unseres Herrn Jesus." Der Vater ist auch der GOTT Israels und "der GOTT Abrahams, Isaaks und Jakobs." Jesus zitierte und bestätigte in Markus 12,28 ff. in Übereinstimmung mit einem unitarischen jüdischen Zeitgenossen das unitarische Glaubensbekenntnis seines jüdischen Erbes. Es gab hier keinerlei Spannung oder "Problem"! Nur die klare Tatsache und die klare Logik und Sprache. "Der HERR, unser GOTT", sagte Jesus, "ist ein HERR." Oder wie der griechische Text auch übersetzt werden kann: "Der HERR ist unser GOTT. Der HERR ist eine Person."
Wir sollten zu unserer eigenen geistlichen Gesundheit und Sicherheit in einfachem Glauben an den Worten Jesu festhalten, den wir als unseren "Herrn" bekennen. Etwas anderes zu tun ist unredlich und gefährlich (lies Joh 12,28 ff., um die ganze Bedeutung der "Warnung" Jesus zu verstehen). Jesus fasste hier mit erhobener Stimme den Anspruch zusammen, den er an uns hat. Seine Worte zu vergessen, heißt geistlichen Selbstmord zu begehen (s.a. 1.Tim 6,3; 2.Joh 7-19; Hebr 5,9 und das gesamte Johannesevangelium). In Matthäus 7,21 ff. werden wir sehr ernst vor der Selbsttäuschung gewarnt, der wir erliegen, wenn wir die Worte und Lehren Jesu missachten.
"Der HERR, unser GOTT, ist ein einziger HERR" (Mark 12,29). Das ist eine Kernaussage, die einfach und somit völlig unkompliziert ist. Bis zum heutigen Tag wissen Juden und Muslime, dass GOTT ein einzelnes göttliches Selbst ist. Mindestens 1.300 Mal im NT bezieht sich das Wort "GOTT" (gr. ho theos, der GOTT) auf den Vater. Jesus sagte, dass der Vater "der allein wahre GOTT" ist (Joh 17,3). Er sagte uns auch: "Ihr glaubt an GOTT; glaubt auch an mich." (Joh 14,1).
Ab dem 2. Jahrhundert kam es zu einer katastrophalen Entwicklung, die zur Preisgabe der von Jesus bestätigten Definition von GOTT führte. Während die Schrift Jesus als "Christus, der Herr" definierte (Luk 2,11), der in Bethlehem geboren wurde (Niemand konnte sich vorstellen, dass GOTT geboren werden oder dass GOTT sterben konnte!), hat die Kirche sich nach mehreren Jahrhunderten langen heftigen Streitereien schließlich für ein Glaubensbekenntnis entschieden, das sehr widersprüchlich zu dem von Jesus war. Die Konzile verkündigten ihre offizielle Sichtweise, dass Jesus Gott, der Herr, war, die zweite Person eines ewigen dreieinigen Gottes.
Es ist eine beschämende Tatsache, dass die meisten Christen über den Verlust der von Jesus bestätigten Definition von GOTT nicht beunruhigt zu sein scheinen, - einen Verlust, der zu einer radikalen Veränderung führte, die Jesus und Paulus sich wohl niemals vorstellen konnten.
Die blindmachenden Nebelschwaden der Tradition scheinen das kritische Denken erstickt zu haben, das von Pädagogen auf jedem anderen Feld gefordert wird, außer beim Nachdenken darüber, wer GOTT und Jesus sind. Wie viele Predigten sind über die unglaublich wichtigen Worte Jesu in Markus 12,28 ff. gehalten worden, wo er die kostbarste aller Wahrheiten verkündigte, dass der wahre GOTT ein einziger HERR ist, der Vater, den Jesus als seinen GOTT angesprochen hat? Kann der ewige GOTT einen GOTT haben?
Die Unterdrückung dieser sehr einfachen und schlichten monotheistischen Wahrheit, nach der Art Jesu, hat zu unendlicher Spaltung und Verwirrung geführt. Würde man das herausstellen und bereuen, so wäre das Ergebnis eine Befreiung der theologischen Welt von ihrem zentralen "Problem" und von den unübersehbaren Spannungen, die dadurch für den muslimischen und jüdisch-christlichen Dialog geschaffen wurden. Von der einfachsten Ebene her gesehen, ist es nicht schwer, zu verstehen, dass Jesus kein Trinitarier war. Und da er das ist, sind ihm auch die trinitarischen Glaubensaussagen der sogenannten bibelgläubigen Kirchen fremd.
Dr. Anthony Harvey, Dozent für Theologie in Oxford und Mitglied des Wolfson Colleges, bringt diese einfache historische Tatsache auf den Punkt: "Von Jesus wird berichtet, dass er das [als wichtigstes von allem] maßgebliche jüdische Bekenntnis des Monotheismus (Mark. 12,29) bestätigt und das Verbot anerkannt hat, das jeglichen moralisch einwandfreien Vergleich zwischen ihm und GOTT (Mark 10,18) beinhaltet hat. Am deutlichsten bringt die Antwort Jesu in Johannes 10,33 - semantisch gesehen - es auf den Punkt, dass es ein Beispielfall in seiner eigenen Kultur ist, das Wort Theos [Gott] auch für Personen zu verwenden, die andere sind, als der eine GOTT; aber der Schwerpunkt seiner Antwort ist, wie durchweg im Evangelium, dass er, weit ab davon, ein zweiter oder konkurrierender Gott zu sein, total abhängig von dem Vater und mit IHM verbunden ist."
Psalm 110,1 ist ein alles überspannender Text, der auch über dem ganzen NT steht und erklärt, dass GOTT eine einzige Person ist und dass der Messias Jesus der höchste menschliche Herr ist. Viele mit theologischer Literatur gefüllte Seiten bestätigen in vollem Umfang, dass dieser Psalm einen goldenen Schlüssel liefert, um den Geist Christi und den Geist des NT zu verstehen.
Der zweite Herr, der jetzt zur Rechten des einen GOTTES sitzt, ist adoni, "mein Herr". Adoni kommt 195 Mal in der hebräischen Bibel vor, und überall ist dieses Wort niemals eine Bezugnahme auf die Gottheit, sondern auf einen menschlichen Oberen, gelegentlich auch auf einen Engel. Diese einfache Tatsache scheint den Theologen entgangen zu sein, die andererseits die Bedeutung von ursprünglichen hebräischen und griechischen Worten aufmerksam analysieren!
Ein Medikament für die Heilung von Krebs würde, wenn es entdeckt worden wäre, aller Voraussicht nach weltweit bejubelt werden. Ein Mittel gegen die Verwirrung über GOTT und Jesus steht schon fertig zur Verfügung. Jesus ist der Herr, aber nicht der HERR zur Rechten des EINEN GOTTES (Psalm 110,1). Adoni ist nie ein Titel der Gottheit. Aber diese einfache Tatsache wurde (unbewusst?) der Öffentlichkeit vorenthalten. Jesus wird danach aufgrund seines eigenen jüdischen Erbes als der Verfechter des unitarischen Glaubens offenbart. Die Definition GOTTES, die Jesus verkündigt hat, unterscheidet sich in keiner Weise von der Definition GOTTES, die er aus der Schrift gelernt hat.
Johannes wird manchmal so dargestellt, als widerspreche er der einfachen Aussage, die er von dem berühmten letzten Gebet Jesu berichtet hat! Jesus hat "das Leben des kommenden Zeitalters" definiert und er hat GOTT definiert: "Das aber ist das Leben des Zeitalters, das kommen wird, dass sie DICH, Vater, erkennen sollen, den EINEN und EINZIGEN, der der wahre GOTT ist, und Jesus Christus, den DU gesandt hast" (Joh 17,3). Was könnte weniger problematisch sein, als diese fantastische Lehre Jesu? Warum aber stellen die christlichen Gemeindeglieder nicht sicher, dass ihr eigenes Denken sich dieser eindeutigen und klaren einfachen Definition von GOTT und der Errettung im kommenden Zeitalter unterwirft? Hätte Jesus sich noch klarer ausdrücken können? Hatte er die Absicht, uns etwas anderes an die Hand zu geben, als eine unstrittige und definitiv einfache und klare Definition von GOTT?
Ja, Jesus und Paulus, der unter der Inspiration von Jesus gearbeitet hat, haben die körperliche Beschneidung oder auch Speisegebote außer Acht gelassen (Markus 7,19; Römer 14,14+20; etc.), ebenso die Beachtung des jüdischen Kalenders, der als "die jährlichen heiligen Tage, Neumonde und wöchentliche Sabbate" definiert war (Kolosser 2,16-17). Aber Jesus und Paulus würden entsetzt über die Vorstellung sein, dass GOTT auf mysteriöse Weise zu einem DREI in EINEM geworden ist, wo doch jeder weiß, dass ER ein einziges göttliches Selbst, der Vater und der GOTT Jesu ist. "Haben wir nicht alle einen Vater? Hat nicht ein Gott uns geschaffen?" (Mal 2,10). Was ist daran schwierig?
Es ist doch ganz einfach zu erkennen, dass Johannes wollte, dass uns eine Tatsache bewusst ist. Er hat nie davon gesprochen, dass er sein Evangelium geschrieben hat, um zu beweisen, "Jesus ist GOTT". Er hat es mit der ausdrücklichen Absicht geschrieben, zu beweisen, dass Jesus "der Messias, der Sohn GOTTES" ist (Johannes 20,31). Er wiederholte seine zentrale Lehre, als er in seinem Brief erklärte, dass es ein fataler Fehler ist, nicht zu glauben, dass Jesus der Messias und Sohn GOTTES ist (1.Johannes 5,1+5). Freue dich in der Gewissheit, dass du in Übereinstimmung mit Jesus denkst und glaubst, wenn du den allein wahren GOTT so definierst, wie Jesus es in Johannes 17,3 getan hat.