Ein Gott in drei Personen?Ohlig Ein Gott in drei Personen

- Vom Vater Jesu zum Mysterium der Trinität

Das ist ein Buch von Karl-Heinz Ohlig, welches leider vergriffen ist, das aber die Entstehungs-geschichte dieses Dogmas gut beleuchtet.
In manchen Büchereien oder Bibliotheken ist es vorhanden. Gelegentlich kann man es auch über z.B. Amazon-Marketplace oder eBay oder ähnliches erhalten.

Als Resümee seiner Nachforschungen schreibt K-H Ohlig u.a.:

Religionswissenschaftlich betrachtet, ist die Trinitätslehre erwachsen aus dem Synkretismus von Judentum und Christentum mit dem Hellenismus und der daraus folgenden Addition von jüdischem und christlichem Monotheismus mit dem hellenistischen Monismus. […] Wenn es feststeht, und daran scheint kein Weg vorbeizuführen, dass Jesus selbst nur vom Gott Israels, den er Vater nannte, und nichts von seiner eigenen späteren "Vergottung" wusste, mit welchem Recht kann dann eine Trinitätslehre normativ sein?[…]

Wenn man die Trinitätslehre auf "Offenbarung" gründet, muss man auch sagen können, wo und auf welcher Stufe denn um alles in der Welt diese Offenbarung erfolgt sei: durch Jesus, durch neutestamentliche Aussagen, durch die Apologeten oder gar Origenes oder Augustinus?

Wie auch die einzelnen Etappen zu interpretieren sein mögen, so steht doch fest, dass die Trinitätslehre, wie sie sowohl im Osten wie erst recht im Westen am Ende "Dogma" wurde, keinerlei biblische Grundlage besitzt und auch keine "ununterbrochene Aufeinanderfolge" (continua successio) kennt. Die Behauptung einer Übereinstimmung der verschiedenen Gottesvorstellungen, die mittels der Anwendung des Schemas "implizit explizit" gesucht würde, hat mit den Tatsachen nichts mehr zu tun. Auch helfen bloß verbale Vorschläge, etwa dass die immanente die ökonomische Trinität einfachhin sei, nicht weiter. Allmählich muss sich die Theologie den Fakten stellen. Diese Folgerung ist keineswegs eine willkürliche Infragestellung der verbindlichen Lehre, sondern Resultat der historischen Gegebenheiten, die eben nicht anders waren. Die Geschichte der Trinitätslehre selbst ist ihrerseits eine Anfrage an die Theologie, wie sie mit ihren eigenen Normen und mit der behaupteten Kontinuität zum für das Christentum kanonischen Anfang umgehen will.


Dazu gibt es bei Amazon eine Interessante Rezension von Gabor Urban:

In seinem Werk "Ein Gott in drei Personen?" bricht Karl-Heinz Ohlig ein Tabu unter Theologieprofessoren: Detailliert und reichlich durch historische Quellen belegt, zeigt er auf, wie Denker, Philosophen und Theologen aus dem auf der Hand liegenden Monotheismus der Bibel Schritt für Schritt eine "Trinität" konstruierten.

Die historischen Schritte werden sehr ausführlich (aber auch für den Nichttheologen verständlich) dargestellt und können folgendermaßen zusammengefasst werden:

1. Jesus kannte nur den EINEN Gott, Jahweh, den er auch seinen Vater nannte.
2. Etwa ein Jahrhundert später waren es die hellenistischen Apologeten (2. Jhd.), welche eine Binitätsauffassung entstehen ließen. Bei Irenäus und Tertullian trat nun sogar eine Ansicht zum Vorschein, nach welcher der EINE Gott seit (!) dem Anfang (keineswegs aber von Ewigkeit her) um Sohn und Geist "erweitert" wurde.
3. Origines wiederum (185-254) ging einen Schritt weiter: Gott, den Sohn, gäbe es nicht erst seit "dem Anfang", sondern von Ewigkeit her, wenn auch auf einer niedrigeren Stufe der Göttlichkeit (Subordinatianismus).
4. Auf dem Konzil zu Nizäa (im Jahre 325) wurde zuletzt selbst dieser Subordinatianismus bestritten - die Lehre von der "Wesensgleichheit" (homo-úsios) war geboren.

Ohlig entmystifiziert die "Dreieinigkeit", indem er deutlich macht, dass es sich bei ihr nicht um ein für Menschen unverständliches "Geheimnis" handelt, sondern ihre geschichtliche (und menschliche) Konstruktion sehr wohl verstandesgemäß fassbar und nachvollziehbar ist.

"Lässt man sich aber auf die historischen Tatsachen ein, dann ist man gezwungen festzustellen: Trinitätsvorstellungen bildeten sich im Christentum erst seit dem 2. Jahrhundert aus, die "eingetliche" immanente Trinitätslehre erst im 3. Jahrhundert" (S. 117).

Zu Recht stellt Ohlig auf den letzten Seiten seines Buches daher "eine Anfrage an die Theologie nach der Legitimität eines solchen Konstrukts. (Denn) wenn feststeht - und daran scheint kein Weg vorbeizuführen - , daß Jesus selbst nur vom Gott Israels, den er Vater nannte, und nichts von seiner späteren "Vergottung" wußte, mit welchem Recht kann dann eine Trinitätslehre normativ sein?" (S. 124).

"Wie also ist eine Lehrentwicklung zu legitimieren, die eigentlich erst im zweiten Jahrhundert begann, erst im dritten die Wendung zu einer - gänzlich neuen - immanenten triadischen Aussage fand, im vierten Jahrhundert - mehr schlecht als recht - in Formeln gebracht und im lateinischen Westen wiederum eine gegenüber der bisherigen Geschichte andersartige Variante hervorgebracht hat? Wenn man die Trinitätslehre auf "Offenbarung" gründet, muß man auch sagen können, wo und auf welcher Stufe denn um alles in der Welt diese Offenbarung erfolgt sei: durch Jesus, durch neutestamentliche Aussagen, durch die Apologeten oder gar Origenes oder Augustinus?" (S. 125).

Zur Beantwortung dieser unerlässlich wichtigen Frage ruft Ohligs Buch nicht nur Theologen sondern seine gesamte Leserschaft auf. Als Geschichtslehrer kann ich nur bestätigen, dass Ohligs Argumentation historisch völlig rein und unvoreingenommen ist. Der unvoreingenommene Bibelleser wiederum, der es schafft, Traditionen und Lehrmeinungen auszublenden, und ausschließlich Gottes Wort sprechen zu lassen, wird ohne Bedenken auch Ohligs klarer Feststellung folgen können, ... dass die Trinität "keinerlei biblische Grundlage besitzt" (S. 125).

Großes Lob an einen mutigen und vor allem überaus ehrlichen Theologen, sowie 5 Sterne für ein Buch, welches im deutschsprachigen Raum eine wahre Rarität darstellt, als solche aber dennoch aufklärend wirkt und zuletzt ermuntert, den Gott der Bibel (an den auch Jesus glaubte) zu suchen, statt den der Tradition und theologischer Gedankenakrobatik!